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Geschichtliches: Harrying Of The North

Als Harrying Of The North wird ein geschichtliches Ereignis bezeichnet, welches vor allem den Norden Englands betraf und für diese Region nach Ansicht vieler Fachleute auch einen möglicherweise bis heute nachhallenden negativen Effekt hatte. Ganz pauschal geht oder ging es um einen Feldzug, den William The Conquerer (Wilhelm der Eroberer) im Winter 1069 initiierte, um im Norden die normannische Vorherrschaft zu festigen.

William hatte zuvor bei der legendären Battle Of Hastings eigentlich schon den Sieg der Normannen feiern können. Allerdings zeigte sich der Norden widerborstig, hier wollte man sich nicht einfach mit der Vorherrschaft der Normannen abfinden.

Traditionell waren die Bewohner der nördlichen Gebiete an skandinavische Herrscher gewöhnt. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme durch William waren die so genannten Angelsachsen an der Macht im Norden bzw. dem damaligen Northumbria. Der letzte Herrscher im Norden war Edward the Confessor, ein Angelsachse. William war Normanne, geboren in der Normandie und als William II König der Normandie. Er betrachtete sich spätestens nach der Schlacht um Hastings als alleinigen Herrscher über alle Engländer.

William wollte über Copsig seine Vormachtstellung auch im Norden klarmachen, Copsig sollte Earl von Northumbira werden, er wurde jedoch schon 1067 ermordet. Ähnlich erging es Osulf. Daraufhin übergab William die Grafschaft Northumbria an Osulfs Vetter Gospatric. Der schloss sich 1068 jedoch den Midland Rebellen um Edgar Ætheling an und gemeinsam wollte man gegen William losschlagen. Edgar Ætheling musste sich Williams Truppen bald geschlagen geben und floh nach Schottland. Dort schmiedete er Allianzen mit Malcolm III von Schottland und dem König von Dänemark. Truppen von Adligen aus Northumbria und Edgar Ætheling zogen bis Durham. Ebenda töteten sie den von William eingesetzten normannischen Earl Robert de Comines/Robert Cumin, Edgar Ætheling versuchte nun den gesamten Norden für die Angelsachsen zurückzugewinnen, mittlerweile konnte er auch auf die Unterstützung Dänischer Truppen bauen, welche über den Humber ins Land gekommen waren. Den Truppen gelang die Einnahme von York.

Eine heikle Lage für William, der zu der Zeit auch mit anderen Problemen zu kämpfen hatten. Es kam nahezu zeitgleich zu Aufständen an der Walisischen Grenze sowie in Devon und Cornwall. Man geht nicht von koordinierten Aktionen über das Land aus, was erhärtet wird durch die Tatsache, dass die Truppen um EdgarÆtheling nach der Übernahme Yorks scheinbar keinen Plan hatten, wie es nun weitergehen sollte.

William übertrug die Lösung der Probleme im Südwesten Gefolgsleuten, er zog mit seinen Truppen zunächst Richtung Wales und schlug die Aufständischen bei Stafford. Dann zog er weiter Richtung Norden.

William erreichte York kurz vor Weihnachten 1069, er fand die Stadt sozusagen leer vor. Die Northumbrier hatten sich in Verstecke in den Hügeln und Wäldern zurückgezogen, die Dänen auf ihre Schiffe im Humber. William soll frustriert gewesen sein, dass er seinen Feinden hier nicht im Kampf gegenüberstehen konnte, was ihn zu einer neuen Strategie zwang. Zunächst wandte er sich den Dänen zu und nahm Kontakt zu den dänischen Flottenverbänden auf. William bot ihnen viel Silber, wenn sie bis zum Frühjahr England verlassen. Die Dänen sollen das Angebot sofort und gerne angenommen haben. Damit hatte sich William eines Problems entledigt, nun musste er noch mit den Northumbriern klarkommen. Dies führte zu dem, was man als Harrying Of The North interpretiert.

William teilte seine Truppen auf und entsandt diese zu Plünderungszügen durch den Norden.

Damit verfolgte William zwei Ziele: er wollte einerseits die Rebellen aus der Reserve locken und diese endgültig ausschalten. Andererseits wollte er den Menschen im Norden jede Grundlage zum Leben entziehen und diese so bändigen. Der Erfolg blieb nicht aus, in einem Aktionsradius bis hoch zum Tyne löschten Williams Schergen praktisch alles aus, was da war. In der Folge beschrieb ein Chronist die Lage so, dass die Menschen im Norden gezwungen waren, Pferde, Hunde und Katzen zu essen um nicht zu verhungern. In manchen Regionen soll es zu Fällen von Kannibalismus gekommen sein. Viele Menschen kamen an der Folge der Hungersnot ums Leben, man geht von mehreren zehntausenden aus, in manchen Quellen ist die Rede von bis zu 100.000 Menschen. Viel, da zu dieser Zeit die Gesamtbevölkerung Englands kaum mehr als zwei Millionen betrug.

William untermauerte damit seine bzw. die Machtansprüche der Normannen. Abgesehen von kleineren Scharmützeln hatte er seine Machtstellung gesichert. Die Dänischen Truppen zogen sich wie vereinbart zurück, Edgar Ætheling zog sich nach Schottland zurück. 1072 setzte William einen normannischen Earl im Norden ein. 1074 handelte William mit Edgar Ætheling eine Art Übereinkunft aus.

Williams Truppen zogen in aller Härte und Brutalität gegen den Norden vor, sie mordeten und brandschatzten, zerstörten alles was die Menschen zum Leben brauchten. Symeon von Durham schrieb dazu, dass zwischen York und Durham kein Dorf mehr bewohnt gewesen sei. Die gesamte Region sei auf neun Jahr unbewohnt und unbebaut gewesen. Die Aufzeichnungen im Domesday Book beschrieben 1086 ein gutes Drittel der Fläche Yorkshires als Vasta (Bedeutung in etwa 'Abfall').

Aufgrund der nahezu kompletten Zerstörung kam der Norden lange Zeit nicht mehr auf die Füße, Historiker gehen davon aus, dass dieses Ereignis bis in die Neuzeit nachwirkte und den Norden zum Armenhaus des Landes machte. Umso bemerkenswerter, dass dieses geschichtliche Ereignis in England von geringem Interesse und vielen Menschen in der Form nicht bekannt ist.

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