Städte und Orte in Nordengland: Wigan
Einwohner: ca. 97.000
Vorwahl: 01942
Postcode: WN1-WN3, WN5, WN6, WN8
Region: North West
Wigan ist eine Stadt im Nordwesten Englands am River Douglas, etwa 19km westlich von Manchester. Der historische Kern von Wigan bildet mit Orrel und Ince-In-Makerfield den Metropolitan Borough Of Wigan. Zusammen mit Standish, Abram und Skelmersdale bildet dieser Borough die Wigan Urban Area mit ca. 167.000 Einwohnern (diese Urban Area zählt man wiederum zur Manchester Larger Urban Zone).
Historisch kann man Wigan der Region Lancashire zuordnen, dort bildete sie lange Zeit einen der vier großen Boroughs mit einer Royal Charter (neben Lancaster, Liverpool und Preston). Der Ort soll erstmals um 1360 auf einer Karte verzeichnet worden sein, zuvor soll Edward II. in der Upholland Priory zu Gast gewesen sein, um die ganze Region polititsch zu stabiliseren. Wigan selbst entwickelte sich ab dem Mittelalter gut. Celia Fiennes beschrieb den Ort um 1698 als hübschen Markort. Im Zeitalter der Industriellen Revolution entwickelte sich Wigan, ähnlich wie so viele andere Orte der Region, prächtig.
Ebenso typisch waren die Haupterwerbszweige, die auch in Wigan Kohlebergbau und Textilherstellung waren. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts prägten Textilverarbeitung und Zechen das Bild der Stadt, welches sich dementsprechend vom hübschen Marktflecken eher zu einer Stadt unter Dunst und Dreck entwickelte. Mit dem Niedergang der Hauptindustrien begann auch der Niedergang von Wigan, zumindest wurde dies von Zeitzeugen so beschrieben (recht eindrücklich z. B. von George Orwell in The Road To Wigan Pier). Über Schönheit kann man bekanntlich streiten, auch Orwells Buch wird kontrovers diskutiert. Was für die einen eine gelungene Darstellung der Arbeiterklasse in den 1930ern war, war für andere Blasphemie. Tatsächlich zog bzw. zieht Orwells Roman bis heute viele Besucher in die Stadt. Dabei bleibt die Ansicht eher kontrovers: viele Besucher rühmen die Entwicklung der Stadt, andere zeigen sich dagegen enttäuscht und empfinden die Situation im moderenen Wigan kaum besser als sie in den 1930ern war.
So oder so hat sich in der Stadt viel getran, vor allem seit dem Millenium wurde viel gebaut. An der Stelle des alten Casino und The Ritz baute man das Grand Arcade Shopping Centre, welches 2007 eröffnet wurde. Ein weiteres Ziel umfangreicher Umbaumaßnahmen ist die Region um den Wigan Pier, welche unter dem Titel Wigan Pier Quarter saniert werden soll. Eine Art Zentrum soll die Trencherfield Mill werden mit Hotel, Restaurant, Cafe, Shops und ca. 200 Wohnungen. 2011 eröffnet wurde das Wigan Life Centre Südgebäude, welches u. a. Platz für die Verwaltung schuf. Etwas schwieriger scheint der Ausbau des Wigan Life Nord zu sein, der nach wie vor nicht wie geplant umgesetzt wurde. Ebenfalls eine größere Geschichte ist die Umgestaltung der alten Westwood Power Station zum Westwood Business Park (unter Beteiligung eines chinesischen Konzerns).
Große Arbeitgeber in Wigan sind heute vor allem Heinz, The Tote, JJB Sport und die Girobank.
Sehenswert in und um Wigan
Wigan weist einige interessante Gebäude auf. Es gibt zwar kein Grade I gelistetes Bauwerk, dafür immerhin 20 Grade II Stern und knapp 190 Grade II Bauwerke.
Die bekanntesten Bauwerke in diesem Sinn dürften Mab's Cross (Denkmalgeschützt), die Haigh Hall mit Park, die alte Town Hall und das Wigan War Memorial sein.
Bei der Bevölkerung und Besuchern sehr beliebt ist der Mesnes Park (im Jahr geschätzte 2 Mio. Besucher). Sehenswert sind zudem das 1878 eröffnete Museum of Wigan Life (früher Wigan Central Library) und das Grade II gelistete Industriedenkmal Trencherfield Mill.
Die Pie-Eaters von Wigan
Die Einwohner Wigans werden als Pie-Fresser bezeichnet, was genau genommen metaphorisch gemeint ist. Man bezieht sich auf eine Phase in den 1920ern, als die Bergbauarbeiter der Region in einen Generalstreik traten um für bessere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Die Wigans brachen den Streik schon früh und gingen zurück zur Arbeit, während z. B. die Arbeiter im benachbarten Leigh den Streik durchzogen. Für die Arbeiter aus Leigh lohnte das Durchhalten, sie konnten bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen durchsetzen. Die Arbeiter aus Wigan bekamen das nicht. Daher mussten die Wigans fortan sinnbildlich kleinere Brötchen backen (To eat Humble Pie könnte man so übersetzen).
Darüber hinaus scheint es sich auch um eine grundsätzliche alte Rivalität zwischen den Leuten aus Wigan (traditionell eher Royalisten) und Leigh (traditionell eher Parliamentarians) handeln. Wigan lebt heute gut mit dem Ehrentitel Pie Eater, seit 1992 ist die Stadt Heimat der jährlichen World Pie Eating Championship.
Verkehrsanbindung
Wigan liegt an der A49 und A577, welche sozusagen Verbindungen zur M6, M61 bzw. M58 sind. Aufgrund der besonderen Lage Wigans bildet die Stadt hier eine Art Flaschenhals, was in der täglichen Praxis sehr gut frequentierte Straßen bedeutet.
Im Stadtzentrum gibt es zwei Bahnhöfe: Wigan North Western (Verbindungen z. B. nach London Euston, Birmingham, Lancaster, Carlisle, Edinburgh, Glasgow, Preston, Blackpool, St. Hellens, Liverpool Lime Street) und Wigan Wallgate (Southport, Kirkby Richtung Liverpool, Bolton, Manchester, Stockport, Rochdale).
Die Wigan Bus Station bietet gute Verbindungen in die Region Greater Manchester, zudem wird der Busbahnhof von National Express bedient.