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Bekannte Personen und Persönlichkeiten aus Nordengland: Charles Lutwidge Dodgson aka Lewis Carroll

Charles Lutwidge Dodgson (27.01.1832 - 14.01.1898) ist bei uns besser bekannt unter dem Namen Lewis Carroll und damit vor allem als Verfasser bekannter Werke wie Alice Im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln, Jabberwocky usw. Man könnte Dodgson aber getrost als Multitalent bezeichnen. Ihm war wohl ein natürliches Talent für Mathematik und Logik zu eigen, er machte sich als Photograph einen guten Namen, entwickelte Spiele und Logeleien, war Erfinder, Lehrer und sogar anglikanischer Diakon (ohne jedoch Priesterweihen empfangen zu haben).

Kurzer Abriss zum Leben von Charles Dodgson

Geboren wurde Dodgson am 27.01.1832 in Daresbury, Cheshire. Als Dodgson 11 Jahre alt war, zog die Familie nach Croft-On-Tees in North Yorkshire, wo Charles von 1843 bis 1850 lebte. Dodgson wurde in jungen Jahren zuhause unterrichtet, im Alter von 12 Jahren kam er auf die Richmond Grammar School, kaum ein Jahr später musste er auf die Privatschule in Rugby wechseln. Auch wenn Dodgson der Wechsel nach Rugby nicht sehr gefiel, so konnte er dort doch durch extrem gute schulische Leistungen glänzen. Vor allem im Fachbereich Mathematik soll Dodgson einer der besten Schüler seiner Zeit gewesen sein.

1849 verließ Dodgson die Privatschule von Rugby. Die folgenden zwei Jahre sind interessanterweise nicht belegt, obwohl sein Leben von einigen Carroll Gesellschaften intensiv erforscht wurde. Belegt ist erst wieder sein Zugang zum Christ Church College in Oxford im Jahr 1851. Der Einstieg in Oxford war nicht gerade optimal, denn Dodgson erhielt dort nach wenigen Tagen die Nachricht über den Tod seiner Mutter.

Dodgson erwies sich auch in Oxford als ungemein talentiert, aber er galt auch als etwas flatterhaft. Zumindest wusste er genau, dass er im Grund wenig für sein Studium arbeiten musste und nutzte das wohl auch weidlich aus. Scheinbar reichte sein Eifer locker aus, denn 1852 erhielt er ein Ehrendiplom und kurz später ein Stipendium in Mathematik. Darauf soll er eine wichtige Prüfung in den Sand gesetzt zu haben, auf der anderen Seite erhielt er wegen seines außergewöhnlichen mathematischen Talents aber ein Lehramt des Christ Church Mathematical Lectureship, welches er für die nächsten 26 Jahre behielt. Auch wenn Dodgson sein Leben und Wirken in Oxford immer wieder als etwas langweilig bezeichnete, hielt er der Christ Church praktisch bis zu seinem Tod in unterschiedlichen Funktionen die Treue.

Dodgson verstarb am 14. Januar 1898 im Haus seiner Schwester in Guildford an den Folgen einer Lungenentzündung. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Mount Cemetery in Guildford.

Kontroverse Theorien über Dodgons Leben

Dodgsons Leben und Wirken wurde und wird von vielen Seiten sehr intensiv erforscht. Aus dieser posthumen Erforschung seines Lebens ergaben sich unterschiedliche kontrovers diskutierte Theorien. So wurde er wegen seiner Fotografien von nackten Kindern von Forschern als pädophil bezeichnet. Auch unterstellte man Dodgson, dass er fantastische Literatur wie Alice im Wunderland nur unter Drogeneinfluss hätte schreiben können. Die Verfasser dieser Theorien blieben jedoch echte Beweise schuldig.

Der Schriftsteller Dodgson

Dodgson betätigte sich schon in jungen Jahren schriftstellerisch und schrieb Gedichte und Kurzgeschichten, welche er z. B. von 1855 bis 1862 für das Familienmagazin Mischmasch verfasste. Einige der Geschichten reichte er bei Verlagen ein, hatte damit aber nur geringen Erfolg. In dieser Phase veröffentlichte er auch sein erstes Werk unter dem Pseudonym Lewis Carroll. Das Pseudonym wurde von ihm wohl bewusst gewählt. Lewis ist die verenglischte Form des lateinischen Ludovicus, welches wiederum seinem Zweitnamen Lutwidge entsprach. Carroll wiederum entspricht in etwa dem lateinischen Carolus, was wiederum die Stammform des englischen Namens Charles ist.

Die weltweit bekanntesten Werke als Lewis Carroll dürften die Geschichten von Alice Im Wunderland sein. Die Idee zur Geschichte soll ihm schon in den frühen 1860ern gekommen sein. Inspiriert haben soll ihn die Tochter des damaligen Rektors von Christ Church, Alice Lidell. Ihr soll er die Geschichte um 1862 erzählt haben und sie wollte, dass er die Geschichte niederschreibt. Dodgson überreichte ihr erst Ende 1864 das Manuskript der Story Alice's Adventures Under Ground. Schon vorher gab er seinem Freund und Mentor George MacDonald und dessen Familie eine Rohfassung der Geschichte zum Lesen. Die Kinder MacDonalds waren wohl derart begeistert, dass Dodgson ermutigt wurde, die Story zu veröffentlichen. Dodgson nahm Kontakt zum Verleger Macmillan auf, welcher von der Idee begeistert war. Nachdem man einige Alternativtitel wie Alice Among the Fairies und Alice's Golden Hour verwarf, wurde das Werk im Jahr 1865 erstmals als Alice's Adventures in Wonderland unter Dodgson's Pseudonym Lewis Carroll mit Illustrationen von Sir John Tenniel veröffentlicht.

Die Veröffentlichung wurde ein gigantischer Erfolg, welcher Dodgsons Leben wesentlich beeinflussen sollte. Sein Pseudonym Carroll wurde weltbekannt. Auch Königin Victoria soll zu den glühenden Verehren von Carroll gehört haben. Nicht wahr ist aber die Geschichte, nach der Victoria ihn bat, ihr das nächste Werk zu widmen. Dodgson selbst machte mehrfach klar, dass diese Geschichte nicht wahr ist. Auch spätere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass an dieser Story nichts dran ist. Schön ist sie aber allemal…

Das Sequel zum ersten Alice Buch erschien 1871 unter dem Titel Through the Looking-Glass And What Alice Found There. Fachleute bewerten dieses Werk als deutlich düsterer, was angeblich mit der depressiven Stimmung Dodgsons nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1868 zu tun hatte.

1876 erschien mit The Hunting of the Snark das letzte der klassischen großen Werke Carrolls. Es zeigte die andere Seite Dodgsons als Schreiber fantastischer Nonsens-Gedichte, eine Fähigkeit, welcher er auch mit dem legendären Gedicht Jabberwocky bewies (zu dem an der Stelle auf die geniale deutsche Version Der Zipferlake von Christian Enzensberger verwiesen sei). Nach dem gigantischen Erfolg mit den Alice Büchern konnte Carroll allerdings nichts mehr Vergleichbares vorlegen, seine letzten großen Werke Sylvie And Bruno bzw. Sylvie And Bruno Concluded verkauften sich im direkten Vergleich sehr schlecht.

Dodgson als Photograph

Dodgson schien sich vor allem ab 1856 unter dem Einfluss seines Onkels Skeffington Lutwidge und später seine Freundes Reginald Southey verstärkt der Photographie zuzuwenden. Diese Kunst war damals noch relativ neu und auch hier schien sich Dodgson relativ schnell eine gute Reputation aufzubauen. Angeblich soll er sogar mit dem Gedanken gespielt haben, sich als Photograph seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Um 1880 hörte Dodgson relativ abrupt mit dem Fotografieren auf. Zu dem Zeitpunkt schien er auf einem vergleichsweise professionellen Niveau mit Studio zu arbeiten und hatte angeblich ca. 3000 Aufnahmen gemacht (was aufgrund der damaligen Technik viel war). Von diesen Bildern sind heute aber nur ca. 1000 bekannt. Dodgson war der Meinung, dass er über kurz oder lang mit anderen Photographen und deren Studioausstattung nicht mehr mithalten kann.

Die Photographie führte zu einer der großen Kontroversen um Dodgson. Dodgson fotografierte auch junge Mädchen nackt bzw. in erotischer Pose. Diese Aufnahmen fanden grundsätzlich im Garten des Rektors der Christ Church unter Beteiligung der Eltern der dargestellten Kinder statt. Auch machten diese Bilder mutmaßlich nur einen sehr geringen Teil seiner fotografischen Arbeiten aus. Ungeachtet dessen kamen einige Forscher zum Schluss, dass Dodgson aufgrund der Aufnahmen pädophile Neigungen gehabt haben könnte. Eine schwerwiegende Behauptung, zumal diese Art von Fotografien zu jener Zeit nicht unüblich waren und man einen Beweis der These bislang nicht vorlegen konnte.

Dodgson als Erfinder

Speziell für Vielschreiber soll Dodgson das so genannte Wonderland Postage-Stamp Case im Jahr 1889 entwickelt haben. Es handelt sich um eine Art Ordnermappe für Dokumente, welche mit zwölf kleinen Einschubfächern versehen war. Diese dienten zur Aufnahme der damals üblichen Postwertzeichen.

Ebenfalls Dodgson zugeschrieben wird das Schreibbrett Nyctograph. Es handelt sich um ein kleines Brettchen mit ausgeschnittenen Quadraten und zu diesen passend ein Symbolsystem, welches das Schreiben bei Dunkelheit ermöglichen sollte. Es handelt sich dabei wohl um eine Art Kurzschrift.

Daneben hat Dodgson auch eine Anzahl von Spielen entwickelt, vornehmlich handelte sich dabei dabei um Wortspiele und dabei um Vorläufer z. B. des bekannten Scrabble.

Werke (Auswahl)

Als Schriftsteller

  • Alice's Adventures in Wonderland (Alice Im Wunderland) 1865
  • Phantasmagoria and Other Poems 1869
  • Through the Looking-Glass, and What Alice Found There (Alice Hinter Den Spiegeln) 1871
  • Fame's Penny Trumpet 1876
  • The Hunting of the Snark (Die Jagd nach dem Schnatz. Eine Agonie in acht Krämpfen.) 1876
  • Jabberwocky 1881
  • Dreamland 1882
  • Rhyme? And Reason? 1883
  • Christmas Greetings 1884
  • Alice's Adventures under Ground 1886
  • Alice's Adventures in Wonderland; and through the Looking-Glass 1887
  • Sylvie and Bruno 1889
  • The Nursery "Alice" 1890
  • Sylvie and Bruno Concluded 1893
  • Three Sunsets and Other Poems 1898

Spiele, Rätsel

  • Rules for Court Circular 1860
  • Croquêt Castles 1863
  • Castle-Croquet 1866
  • A Charade 1878
  • Word-Links 1878
  • Doublets 1879 und 1880.
  • Lanrick 1881
  • Mischmasch 1882
  • Lawn Tennes Tournaments 1883
  • Circular Billiards for Two Players 1890
  • Syzygies and Lanrick 1893

Daneben verfasste Dodgson unter seinem Realnamen unzählige Mathematische Lehrwerke und Abhandlungen sowie Schriften zu Fragen der Universitätsverwaltung Oxford. Posthum veröffentlicht wurden außerdem seine frühen Werke für die Familienmagazine, Tagebücher sowie ein angeblich verschollenes Kapitel zu Alice hinter den Spiegeln.