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Burgen und Schlösser in Nordengland: York Castle

York Castle, Nordengland
Clifford Tower, York Castle

York Castle bezeichnet eine alte Festungsanlage der Stadt York. Zur Anlage gehören etliche Gebäudekomplexe, welche (bezogen auf die aktuelle Anlage) im Verlauf der letzten 9 Jahrhunderte südlich des Flusses Foss gebaut wurden.

York Castle im 11. Jahrhundert

Ein erstes Motte And Bailey wurde um 1068 nach der Eroberung Yorks durch William The Conquerer bzw. die Normannen gebaut. Für William ging es darum, seine Macht durch Motte And Baileys zu zeigen und zu sichern. Daher wurde dieses Motte And Bailey inmitten einer bestehenden Siedlung gebaut, man plante in der Hinsicht nicht großartig. Für den Bau mussten etliche Behausungen weichen, was die Bevölkerung gegen die Obrigkeit aufbrachte. Folgende kleine Aufstände konnte der Sheriff von York zunächst abwehren, zum besseren Schutz jedoch baute William I baute gegenüber eine weitere Anlage, um seine Stellung besser zu sichern. Noch im selben Jahr 1069 landeten die Wikinger in York und griffen mit Hilfe von Rebellen beide Castles an. Den genauen Verlauf des Angriffs kennt man nicht, man geht aber davon aus, dass die Normannen selbst für die Zerstörung der Schlösser verantwortlich waren. Man legte Feuer in der Stadt, um die Rebellen zu besiegen. Dabei gerieten diese Feuer außer Kontrolle und verbreiteten sich auch außerhalb des Siedlungskerns. Am Ende stand in jedem Fall ein Sieg der Wikinger, sie ließen die Castles bzw. den Rest davon abreißen. William gelang im Zuge des Harrying Of The North die Rückeroberung der Stadt, erneut ließ er die Castles als Motte And Baileys wieder aufbauen. Das heutige York Castle wurde deutlich erweitert, wodurch das zweite Castle an Bedeutung verlor und Ende des 11. Jahrhunderts aufgegeben wurde.

Das 12. Jahrhundert verlief zunächst vergleichsweise ruhig. Heinrich II. soll das Castle mehrmals besucht haben, man baute in der Zeit vor allem die Versorgung aus. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam es dann zum Massaker an den Juden, ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte. Die Juden waren zu der Zeit erfolgreich und daher maßgeblich wichtig als Geldgeber für die Normannen. Aus diesem Grund und zum Eigenschutz lebten sie meist dort, wo Normannen ihre Schlösser hatten. Als so erfolgreiche Geschäftsleute und 'Nichtchristen' zogen die Juden aber gleichzeitig den Neid der Menschen auf sich, nicht zuletzt ihre Schuldner waren zweifellos nicht gerade die größten Freunde der Kaufleute. Verschärft wurde die Sicht auf die Juden zweifellos durch die Teilnahme Richards I. an den christlichen Kreuzzügen. In York führte das alles dazu, dass ein Mob gegen die Juden aufzog (angeführt von Richard De Malbis, der selbst bei einem jüdischen Kaufmann in der Kreide stand). Die jüdischen Mitbürger suchten Schutz im Castle und sie kamen irgendwann auf die Idee, dass sie gegen den wütenden Mob ohnehin keine Chance hätten und besser den Freitod wählen als dich quälen zu lassen. Sie legten ein Feuer im Castle, dem viele der jüdischen Bürger zum Opfer fielen. Die Überlebenden ergaben sich und mussten Versprechen, sich zum Christentum zu bekennen. Der Mob nahm aber am Ende auch darauf keine Rücksicht und brachte die verbliebenen jüdischen Bürger um.

13. und 14. Jahrhundert

John of England nutzte York Castle bzw. den Keep des Castles während seiner Regentschaft häufig, von daher war die Anlage zu der Zeit auch gut in Schuss. In dieser Phase soll das Castle erstmalig als Gefängnis genutzt worden sein, mutmaßlich im Zuge der Irish Campaigns von John.

Nach John machte auch Heinrich III intensiven Gebrauch vom Castle, auch er nutzte vor allem den Keep. Dessen Dach wurde während eines Sturms 1228 zerstört, weshalb ein neues königliches Gebäude im Bailey gebaut wurde. 1244 kehrte Heinrich III vor dem Hintergrund der drohenden schottischen Invasion ins Castle zurück und forcierte einen kompletten Neuaufbau aus Stein. Die Arbeiten sollten von 1245 bis 1270 andauern. Das Castle erhielt nun eine Festungsmauer mit Türmen, ein Gatehouse mit zwei großen Türmen, zwei kleinere Gatehouses, einen Wasserwall, einen kleinen Weg in die Stadt, eine Kapelle und einen neuen Bergfried aus Stein (damals benannt King's Tower, später bekannt als Clifford's Tower).

Die Anlage war mächtig, die Instandhaltung aufwändig. Dazu kam, dass Hochwässer das Castle immer wieder beschädigten. 1360 war auch der Bergfried in eine schlechten Zustand, er sollte eigentlich erneuert werden, wurde dann aber mehr schlecht als recht repariert. Dieser Keep wurde als Clifford's Tower Sitz des Sheriffs von Yorkshire, nachdem dieser von Edward I mit umfassenden Rechten ausgestattet wurde. Zudem wurde das Castle während der Kriege gegen die Schotten zu einer Art Hauptquartier der königlichen Truppen Edwards I bzw. dessen Sohn. In der Phase war nicht nur der König häufig vor Ort, auch viele Beamte aus Westminster zogen vorübergehend im Castle ein. Tatsächlich entwickelte sich York damit in der Zeit zu dem, was man Hauptstadt des gesamten Landes nennen könnte. Das führte aber auch zu reichlich beengten Verhältnissen. Man plante um: in den Clifford's Tower zog der Schatzkanzler ein, im Castle wurde für den Court Of Common Pleas ein neues Gebäude gebaut. Andere Beamte zogen in diverse Gebäude in York. Zwischen York und London kam es zu einer Art Wettbewerb, nicht zuletzt nachdem York eine eigene Münzprägeanstalt bekam. Allerdings wurde bald klar, dass York vor allem als Verwaltungszentrum für den Norden aus- und aufgebaut werden sollte.

Als Gefängnis war York Castle damals durchaus berüchtigt. Recht bekannt wurde das Jail, als man nach Auflösung der Templer etliche der ehemaligen Templer in York Castle inhaftierte. Das Jail im Castle diente dabei vornehmlich der Regierung, bis es gegen Ende des 14. Jahrhundert mehr oder weniger komplett von der Stadt York übernommen wurde. In der Folge nahm das Interesse der Royals am Castle ab. Wenn sie nach York kamen, residierten sie in einer Franziskaner-Friary zwischen Castle und Ouse und ihre Dienerschaft wurde in der Regel in der St. Mary's Abbey und St Andrew's Priory untergebracht. York Castle spielte in der Hinsicht keine Rolle mehr.

15. und 16. Jahrhundert

Auch wenn das Castle für die Monarchen und Regierenden nicht mehr die ganz große Rolle spielte, so blieb es doch neben Nottingham Castle im 15. Jhd eine der zentralen Verteidigungsanlagen im Norden. Allerdings war man auch nicht mehr bereit, allzuviel in die Anlage zu investieren. So begann schon zuvor ein schleichender Verfall. Richard III erkannte das zwar und ließ einiges instandsetzen, aber das fand ein Ende mit seinem frühen Tod während der Battle Of Bosworth. Unter Heinrich VIII war York Castle in einem elenden Zustand, weshalb auch alle Beamten abgezogen wurden. Die Prägeanstalt im Castle wurde nach dem Tod Edwards VI 1553 geschlossen.

Was blieb, war die Nutzung als Gefängnis. Hier waren vor allem Straftäter aus der Region untergebracht, man nutzte das Jail aber auch gerne für politisch motivierte Hinrichtungen. Es wurde zu einem von der Hoheit beliebten Brauch, dass man Hinzurichtende für alle sichtbar am Clifford's Tower aufhängte. Herren des Castles wurden damals vor allem die Sherrifs bzw. Constables, Ende des 16. Jahrhunderts war das die Familie Clifford (die Earls Of Cumberland), welche auch dem Tower ihren Namen gaben.

Man könnte sagen, dass es für die Anlage vor allem zu Zeiten von Elizabeth I. etwas aufwärts ging. Sie sah in der Anlage ein wichtiges Wahrzeichen des Königshauses. Mit Ausbruch des englischen Bürgerkriegs wurde ab 1642 wieder in das Castle investiert. Man reparierte die Anlage und verstärkte sie erneut. 1644 war York Castle ein wichtiger Verteidigungsposten der Royalisten gegen die Parlamentarier. Bis 1684 diente das Castle als Militärstützpunkt. In dem Jahr kam es zu einer Explosion im Clifford's Tower, bei dem dessen Innenleben praktisch komplett zerstört wurde und eine weitere Nutzung durch die Truppen nicht möglich war. Das Bailey um den Tower wurde im 18. Jahrhundert aufwändig saniert um es für die Verwaltung Yorks nutzen zu können. Neben einigen Verwaltungsposten wurde dabei erneut ein Gefängnis installiert. Die Gefängnisräumlichkeiten wurden nach der Prison Reform erneuert und ab 1825 im Tudor Style als Zivilgefängnis und später als Militärgefängnis genutzt. Das Gefängnis wurde schon ab 1929 geschlossen, das Gebäude wurde 1935 wieder abgerissen.

Später entwickelte sich vor allem die Ruine des Clifford's Tower zu einer gerne besuchten Adresse. York Castle ist heute eine Grade I gelistete Anlage, sie wird verwaltet von English Heritage und ist für die Öffentlichkeit zugänglich. In den anderen verbliebenen Gebäudeteilen sind das York Castle Museum und der Crown Court untergebracht.

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